Physiker von morgen: Praktikum im CERN

 

Das CERN, Epizentrum der internationalen Kernforschung, zu erkunden – das wünschen sich viele Nachwuchs-Wissenschaftler, wie unzählige Bewerbungen zeigen. Für Fabian Schneider (S1) wurde dieser Wunsch Wirklichkeit. Hier schildert er seine Erlebnisse:

 

 

Von Fabian Schneider (S1)

Das CERN ist weltweit anerkannt und eines der wichtigsten und bekanntesten Forschungsinstitutionen auf Erden. Gelegen auf der schweiz-französischen Grenze, wird es von tausenden Gastwissenschaftlern aus aller Welt besucht. Es steht für Forschung der Superlative in gigantischem Maßstab und neuem Erkenntnisgewinn – ein Besuch einmal im Leben ist für jeden Physiker ein Muss.

Das CERN ist ein 1953 gegründetes Forschungsinstitut für Teilchenphysik, auf dessen Gebiet bereits viele Teilchenbeschleuniger (unter anderem der größte der Welt, der LHC) errichtet wurden. Viele (teilchen-) physikalische Experimente aus allen Kontinenten werden dort durchgeführt und ein Großteil der Informationen über die Beschaffenheit der Materie bzw. das, „was die Welt im Innersten zusammenhält“ (Faust), stammt vom CERN. Die dort errichteten Experimente und Geräte sind die komplexesten und fortschrittlichsten, die je von Menschenhand realisiert wurden.

 

Durch das Netzwerk Teilchenwelt, einer Organisation mit dem Ziel, Schüler für Teilchenphysik zu begeistern, war es mir möglich, nach einigen kleineren „Teilchenphysik Masterclasses“ – unter anderem am DESY in Hamburg – an einem viertägigen Praktikums-Workshop am CERN teilzunehmen.

Dazu musste ich mich gegen viele Bewerber aus ganz Deutschland durchsetzt und hatte beim ersten Versuch Erfolg, sodass ich die für mich bedeutende Reise in die Schweiz planen konnte.

 

1. Tag 

Nach einem frühen Aufstehen und einer Zwischenlandung in Paris traf ich in Genf ein, wo ich zunächst zum CERN finden musste. Nach dem Eintreffen und einer Sicherheitskontrolle betrat ich den Boden des CERN, der keinem Staatsgebiet angehört.

Nachdem alle Formalitäten geklärt waren und ich mein Gepäck im CERN-Hostel verstaut hatte, schaute ich mir auf eigene Faust das gewaltige CERN-Gelände an, da ich der erste Anreisende war (s. Bild: vor Warnhinweisen vor Radioaktivität).

Als später die restlichen Teilnehmer eintrafen, erhielten wir eine Einführung, bei der wir offiziell auf dem Gelände herumgeführt wurden.

Beim Abendessen waren wir erschöpft, aber beeindruckt. Der Tag war zwar offiziell beendet, jedoch nicht für mich. Ich erkundete mit einigen anderen noch bis in den späten Abend hinein das beachtliche CERN-Gelände, wodurch wir erst sehr spät im Hostel eintrafen und uns über die ersehnte Internetverbindung freuen konnten, mit der wir die einzigartigen Erlebnisse mit der Außenwelt zu teilen begannen.

 

2. Tag 

Der zweite Tag stand ganz im Namen der Antimaterie.

Nach dem Frühstück in der CERN-Kantine hörten wir einen Vortrag über Antimaterie, an den ein Besuch mehrere bewundernswerter Beschleuniger anknüpfte.

Danach folgte das Highlight des Tages, ein Besuch beim AD („Antiproton Decelerator“), mit dem die berüchtigte Antimaterie hergestellt wurde. Ebenso konnten ich hautnah die Einheiten besichtigen, in denen die hergestellte Antimaterie gespeichert wurde – ein einmaliges Erlebnis, das nur wenigen vorbehalten ist.

Am Ende dieses außergewöhnlichen Tages wurde auf dem CERN-Gelände gegrillt und wir konnten uns gemeinsam in guter Atmosphäre über unsere unterschiedlichen Meinungen zu physikalischen Themen austauschen.

 

3. Tag 

Am mittlerweile dritten Tag konnte ich zu Beginn selbst experimentieren und kosmische Teilchen mit selbstgebauten Nebelkammern detektieren.

Danach folgte ein Besuch eines der größten wissenschaftlichen Rechenzentren – dem CCC („CERN Computing Center“). Dort konnte ich die massenhaften Computerschränke besichtigen und erhielt genaue Informationen über die Anlagen. Doch das Highlight des gesamten Workshops sollte noch folgen – der Besuch des berühmtesten Detektors von allen, des ATLAS Detektors.

Ein Kontrollzentrum bildet den Eingang zu dem 110 m tief in der Erde gelegenen Detektor und dem dazugehörigen, gigantischen LCH. Mehr als neun Beamer projizieren die Geschehnisse und Kontrolldaten an die Wände, um eine sichere Steuerung der enormen Maschine zu gewährleisten.

Als ich nach einem weiteren Vortrag in die Tiefen zum Detektor fuhr, war die Atmosphäre unbeschreiblich – wir waren alle begeistert und staunten über den überdimensionalen Detektor, der auf uns größer wirkte, als es auf Abbildungen den Anschein hat.

Nach kurzer Zeit musste ich jedoch wieder nach oben fahren und konnte, wie auch an den Tagen zuvor, für den Rest des Abends das CERN-Gelände frei besichtigen. Besonders interessierte mich an diesem Abend die CERN-Bibliothek, in der ich mich noch für längere Zeit aufhielt.

 

4. Tag 

Am letzten Tag gab es gleich zwei Highlights – den Besuch des CMS- und den des und AMS-Experiments.

Der CMS-Detektor, der sich ebenfalls unter der Erde mit dem LHC verbunden befindet, ist wie der ATLAS-Detektor gewaltig und ließ uns den Atem stocken.

Kurz darauf fuhr ich mit dem Bus zu einem der Außenposten des CERN, wo das „Operation Center“ des AMS-Experiments liegt. Das eigentliche Experiment befindet sich auf der ISS (der internationalen Raumstation im All), jedoch konnte ich live bei der Steuerung und Überwachung dabei sein.

Nach diesen beiden letzten Höhepunkten folgte der Abschied, bei dem uns deutlich wurde, wie schnell die Tage vorbei gingen.

 

Resümee 

Ich konnte eine spannende und sehr interessante Zeit am CERN erleben, die ich nicht so schnell vergessen werde. Der Besuch hat mir nicht nur viel neues Wissen ermöglicht, sondern mich weiterhin in dem Entschluss gefestigt, Physiker zu werden. 

Ich konnte Physik ganz nah am Geschehen miterleben und die gigantischen Größen sowie die Macht der Wissenschaft, die nur durch internationale Kooperationen entstehen konnten, besser realisieren.

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