Nach dem Mega-Spektakel anlässlich des Claudius-Jahres geht das Theater weiter. Lesen Sie hier, welche Produktionen die Schülerinnen und Schüler des Matthias-Claudius-Gymnasiums außerdem ihrem Publikum in der Theatersaison 2015 darboten:
"Herr M. beschließt zu sterben"
Die Pausenhalle war gut gefüllt, als sich der symbolische Vorhang für die 17 Schülerinnen und Schüler des S4-Theaterkureses öffnete und das Ensemble in Aktion treten ließ: Der Tod und seine Gehilfen – drei Kakerlaken – machen Herrn M. das Angebot, den schönsten Moment seines Lebens für immer zu durchleben, wenn er stirbt.
Leider fällt Herrn M. kein geeigneter Moment ein, den ins Jenseits mitzunehmen sich lohnen würde. Die Schüler boten in der von Frau Behnen geleiteten Inszenierung über eine Stunde lang eine große Fülle an Emotionen. Mit viel Witz brachten sie das begeisterte Publikum zum Lachen, aber auch zum Grübeln, als sie hintergründig und bühnenwirksam die Frage nach dem Sinn des Lebens stellten.
"Asphalt Tribe – Straßenkinder"
Obdachlosigkeit unter Kindern und Jugendlichen ist in Deutschland kein unbekanntes Phänomen. Es sind in der Regel immer dieselben Gründe, die dazu führen, dass Kinder ihr Elternhaus verlassen: Gewalt, Vernachlässigung, sexueller Missbrauch.
Viele dieser Kinder bevorzugen es, unter diesen Umständen auf der Straße mit Gleichgesinnten zu leben und dort vermeintlich Freiheit und Selbstbestimmung zu finden. Schnell jedoch holen die Probleme der Straße die Kinder auch dort ein. Kälte, Hunger, Einsamkeit und sogar der Tod verdrängen oft schnell die erhoffte Freiheit: ein Teufelskreis, aus dem ein Entkommen nur sehr schwer möglich ist.
Beeindruckend wurde dies jetzt in der Produktion „Asphalt Tribe“ durch den Theaterkurs der neunten Klassen dargestellt (Regie: C. Robinson). Ausgehend von der Story des Jugendromans „Asphalt Tribe“ von Morton Rhue entwickelten die Schülerinnen und Schüler eine bewegende Szenencollage, die mitten hinein in das elende Leben der Straße führte und so dem Publikum die Misere der Straßenkids eindrücklich nahe brachte.
"Der Unsichtbare"
Der Theaterkurs der 10. Klassen (Regie: C. Brose) widmete sich in diesem Jahr einem gleichfalls bedrückenden und zudem hochaktuellen Thema: dem des Rechtsradikalismus. Zunächst inspiriert durch den Jugendroman "Der
Unsichtbare" von Mats Wahl, später erschrocken über aktuelle Ereignisse wie den Brand in einer Flüchtlingsunterkunft in Tröglitz, näherten sich die Schülerinnen und Schüler dem Thema über vielfältige Fragen: Wo liegen mögliche Ursachen für das Abdriften ganz 'normaler' Jugendlicher in den Rechtsradikalismus? Welche Rolle spielt dabei das familiäre Umfeld? Welchen Einfluss üben Freunde aus? Welche Folgen ergeben sich für die Gesellschaft? und schließlich: worin liegt ihre Verantwortung?
Die Schülerinnen und Schüler setzten sich bei ihrer Suche nach Antworten sehr intensiv mit der Problematik auseinander, verdichteten ihre Erkenntnisse in packenden Szenen und gelangten schließlich in einem beeindruckenden Schlusstableau zu dem Ergebnis, dass es in unser aller Verantwortung liegt, sich rechtsradikalen Tendenzen geschlossen entgegen zu stellen.