Es ist erst ein Menschenleben her: Vor 80 Jahren ging in Europa der Zweite Weltkrieg zu Ende. Auch am MCG erinnerten wir am 8. Mai 2025 an das Kriegsende. Schülerinnen und Schüler der Kl. 10b legten an den Stolpersteinen auf dem Schulhof Blumen nieder. Zudem rief Schulleiter Carsten Griese im Rahmen einer Durchsage klar und deutlich gegen Hass, Ausgrenzung & Radikalisierung auf.
"Liebe Schülerinnen und Schüler,
wir gedenken mit dem heutigen 08. Mai dem achtzigsten Jahrestag des Endes des 2. Weltkrieges in Europa. Wir feiern diesen Tag. An allen öffentlichen Gebäuden in Deutschland wird heute geflaggt, war der 08. Mai 1945 doch auch die Geburtsstunde eines freien Deutschlands.
Deutschland, das den Krieg in Europa begann, kapitulierte an diesem 08. Mai. Schon am 03. Mai 1945 kapitulierte Hamburg. Es waren Tage der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, obwohl längst nicht alle Deutschen vom Nationalsozialismus befreit werden wollten.
Der zweite Weltkrieg, initiiert durch die nationalsozialistische deutsche Regierung, brachte unfassbares Leid und Elend, Verfolgung und Tod für Millionen Menschen in ganz Europa. Nie vergessen dürfen wir die ca. sechs Millionen Juden, die von den Deutschen systematisch verfolgt und ermordet wurden. Die Folgen des Krieges bedeuteten unermessliches Leid für ganze Generationen, die nie wieder gut gemacht werden können.
Und auch wenn der Krieg schon lange her sein mag, es immer weniger Zeitzeugen dieser furchtbaren Zeit gibt und wir hauptsächlich durch den Geschichtsunterricht und Dokumentationen Informationen erhalten, so sehr stehen wir doch in der Verantwortung, dass dies nie wieder passiert. Verfolgung, Ausgrenzung, Rassismus, Hetze, Verharmlosung von verbaler Gewalt, Diffamierung oder gefährlichen Nationalismus kennen wir eben leider nicht nur aus Geschichtsbüchern. Allzu oft sehen wir das in unserer täglichen Welt – und in unserem Land – wenn der notwendige Respekt, die notwendige Toleranz und die Akzeptanz für Menschen anderer Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung alles andere als selbstverständliche Werte sind.
In der Holocaustgedenkstätte in Berlin steht die einfache und doch sehr mahnende Inschrift: „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“
Es ist an uns, an uns allen, dass wir dafür sorgen, dass solch Unrecht und Unheil nicht wieder geschieht. Never Again ist jetzt, Never Again ist heute. Und wir können uns auch nicht dahinter verstecken, dass wir als Einzelne vielleicht nicht die Macht und die Kraft haben, etwas zu bewirken. Wir alle können uns deutlich positionieren. Wir am MCG können genau diese Rücksicht, diese Akzeptanz, diese Toleranz und diesen Respekt leben, die notwendig sind, und so unseren Teil dazu beitragen, dass sich die Geschichte nie wieder wiederholt.
Ich kann es gar nicht deutlich genug sagen: Wir sehen in unserem Land, dass sich Hass, Ausgrenzung und Radikalisierung breit machen. Dies besorgt mich.
Achtzig Jahre leben wir nun in Freiheit, Frieden, in einer Demokratie mit freier Meinungsäußerung. Wir sehen in den jüngsten Entwicklungen in der Welt und in Europa, dass dies keine Selbstverständlichkeiten sind. Demokratie, Menschenwürde und Rechtsstaatlichkeit müssen immer auch verteidigt werden.
Franklin Delano Roosevelt, amerikanischer Präsident am 08. Mai 1945, sprach die Worte: „Freedom is not for free“ – übersetzen kann man das wohl in „Freiheit kommt nicht von alleine“. Vor über achtzig Jahren haben junge Menschen aus den USA, Großbritannien und auch der ehemaligen Sowjetunion, junge Menschen nicht viel älter als ihr, dafür ihr Leben gelassen, um Deutschland zu befreien. Und nun fordert es unser aller Engagement und Einsatz, dass wir weiterhin in Demokratie und Freiheit leben können.
Und wir alle können das tun, wenn wir klare Haltung gegenüber Ausgrenzung und Nationalismus zeigen und deutlich machen, wie wir zusammenleben wollen.
Sprecht darüber, stellt Fragen, stellt kritische Fragen und stellt euch nicht mit simplen Antworten und einfachen Lösungen zufrieden. Als Schülerinnen und Schüler des Matthias-Claudius-Gymnasiums fordere ich euch dazu auf – das ist eure Verantwortung. Und aus der deutschen Geschichte heraus ist es auch unsere Verpflichtung."