Gelungenes MINT-Match

TUvortragmint2021

 

Schülerinnen und Schüler des Chemie-Physik-Profils kamen mit TUHH-Materialwissenschaftler Kai Sellschopp digital ins Gespräch. Lehrerin Marion Grave initiierte den anregenden Austausch.

 

"Wenig Aufwand, viel Ertrag: Materialforscher stellt sich 45 Minuten MINT Match

Der erste Homeschooling-Tag nach den Weihnachtsferien – und alle sind wach: 24 Jugendliche aus dem Chemie-Physik-Profil am Matthias-Claudius-Gymnasium treffen Materialwissenschaftler Kai Sellschopp virtuell. Der Wissenschaftler der TUHH steht zum ersten Mal vor einer Schülergruppe und rechnet mit „wenig Bock und viel Distanz“, wie er sagt. Stattdessen hagelt es Fragen: Die Jugendlichen wollen wissen, warum Sellschopp sich für den Studiengang an der TU Dresden entschieden und was ihn das monatlich gekostet hat, wie wichtig Auslandserfahrung ist und was der Doktorand als wissenschaftlicher Mitarbeiter verdient. Kein Blatt wird vor den Mund genommen und das hat auch mit dem Format „45 Minuten MINT“ zu tun, für das Chemielehrerin Marion Grave ihren Profilkurs auf dem Portal mint:match angemeldet hat. 

Materialien in Skalen
Das Portal der Initiative NAT bringt Nachwuchs und Experten intelligent und schnell zusammen. Gern auch vor Ort, in die Hochschulen, Institute, Labore, dann mit einem größeren zeitlichen Aufwand. In Pandemiezeiten geht es aber auch kürzer, kompakter in Bits und Bytes. Das kann von Vorteil sein, meint Grave: „Das lief super und total unkompliziert, er hat immer innerhalb von zehn Minuten geantwortet.“ Er, Kai Sellschopp, steht kurz vor der Abgabe seiner Doktorarbeit, bei der es sich um Grundlagenforschung und neue mechanische Eigenschaften bei Hybridmaterialien, einer Mischung aus Keramik und Plastik, handelt. Viel zu tun für den 29-Jährigen, der sich dennoch Zeit für den Nachwuchs nimmt. „Das Programm ist sinnvoll und super einfach zu bedienen“, betont Sellschopp und verfolgt auch eine persönliche Mission: „Wenn man den Studiengang nicht in die Welt trägt, findet er nur wenige Bewerber.“ 

Auf Distanz und doch nah dran
Nach einem passenden Mix aus Chemie, Physik und Ingenieurwissenschaften hat Marion Grave auf „mint:match“ gefahndet, Kai Sellschopp gefunden und den Schülern vorgestellt. „Das Besuchsangebot passt perfekt, viele der Schüler wollen gern an die TU und mehr über Ingenieurwissenschaften erfahren“, so die Profillehrerin. Zum Warming-up entwickelt Sellschopp mit den Schülern ein Mindmap zum Thema Materialien von der Steinzeit bis ins Silikonzeitalter. Dann stellt er seinen Werdegang und die Forschung vor, fragt aber auch nach den Studienplänen der Jugendlichen. „Das Gute war, dass er das sehr interaktiv, persönlich und anschaulich gestaltet hat“, lobt Grave und hofft, dass es das digitale Angebot auch jenseits der Pandemie noch geben wird: „Es war so wenig Aufwand und so viel Ertrag – ich fand es nicht schlimm, dass wir nicht vor Ort waren.“ 

Ein Match, viele Gewinner 
Schließlich hat Kai Sellschopp Einblicke in sein Büro und Labor auch fotografisch ermöglicht und selbst die eigene Midstudy Crisis nicht ausgespart: „Ich habe mich mehr für die Hintergründe interessiert und daher noch parallel ein Physikstudium aufgenommen – und auch abgeschlossen“, erzählt der Ingenieur und Naturwissenschaftler. Eine Kombination, die ihm den Spaß an Fragen und Forschung der Materialwissenschaft zurückgebracht hat: „Für meine Simulationen benötige ich Quantenphysik, die Schnittstelle fasziniert mich“, sagt Sellschopp. Begeisterung, die sich auf die Schüler überträgt: Am Ende sind nicht nur 45, sondern 90 Minuten wie im Fluge vergangen und fast alle Schülerfragen beantwortet. Lediglich einen Investment-Tipp für das nächsten große Materialding will der Forscher nicht abgeben. „Ich bin nicht sicher, ob ich da der Richtige bin.“  Seine Sache ist die Wissenschaft, nicht der Hype."

Text: Deike Uhtenwoldt 

https://uhtenwoldt.de

https://www.mintmatch.de