Fulminanter Poetry-Slam

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Ein Feuerwerk der Kreativität zündeten Schülerinnen und Schüler des 3. Semesters Mitte November beim Poetry-Slam. Die Kurssiegerinnen und -sieger aus den Deutschkursen von Frau Pfau und Frau Thobaben traten mit ihren rasanten, mutigen, persönlichen und engagierten Texten auf. Eine Publikumsjury ermittelte die Schulsiegerinnen.


Wir gratulieren Lotta Danner (1. Platz), Mildred Asibey, (2. Platz), Leni Riecken (3.Platz) und Juanita Opoku (3. Platz) zu ihren gelungenen Auftritten. Kurzweilig bereicherten mehrere Spielszenen des Theaterkurses S3 von Frau Pfau den Abend mit ihren Improvisationen über spontan vom Publikum eingeworfene Themen. Alle Gäste des Abends gewannen einen fundierten und erfrischenden Eindruck vom Hamburger Fischmarkt, der auch durch gekonntes Gebärdendolmetschen unvergesslich bleibt.


Last but not least sang der Oberstufenchor von Frau Thobaben zwei Stücken in gekonnter und sicherer Dreistimmigkeit. So wurde der Abend auch musikalisch ein Genuss. Ein herzlicher Dank gilt neben allen Beteiligten und dem phantastischen Publikum auch den Moderierenden des Abends und Frau Pfau, Frau Möller und Frau Thobaben für die gelungene inhaltliche Vorbereitung und die Organisation der Veranstaltung.

 

Anbei zwei Texte, die an dem denkwürdigen Abend vorgetragen wurden: 

 

"Da lebt jemand in meinem Spiegel" von Leni Riecken

ich glaube in meinem Spiegel lebt jemand jemand der ständig sagt
lächeln, lächeln
immer schön lächeln

niemand darf dich so sehen
versteck dich schnell
schnell sonst wirst du gesehen
denn sie werden es niemals verstehen nie verstehen warum es einem so geht ich glaube in meinem Spiegel lebt jemand jemand der ständig sagt

lächlen, lächeln
immer schön lächeln
Magazine, Soziale Medien
jeder zeigt dir wie du aussehen sollst
aber wehe du bist anders
wehe du hast
dünne Beine, dicke Beine
lange Haare, kurze Haare
zieh bloß deinen Bauch ein
zieh ein,
sonst sieht man noch das du was in dir hast
aber nein, immer schön angepasst
und bloß nicht anders
das geht nie gut aus
sehen andere Arme auch so aus?!
wie bekomme ich denn so lange Beine
ich wünschte meine Haare würden auch so gut aussehen und da erwische ich mich
wie lange starre ich denn schon
5,10,15 Minuten oder gar länger
ich erschrecke mich selber
was würden sie denn sagen

denn jeder hat eine Meinung
lieber über jeden anderen, JEDEN ANDEREN
und der Spiegel ist am lautesten
er streit mich förmlich an
er schreit mich an
er macht mich kaputt
die Worte stechen tief
und dann bemerk ich, da lebt niemand in meinem Spiegel ich habe mich gesehen
ich habe es gedacht
ich habe es gesagt
über mich
und das tut mir am meisten weh

 

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"WIR SIND DOCH ALLE GLEICH" von Lotta Danner

Sie sagen „Wir sind doch alle gleich“
Ein Mensch, ein Wesen, ein Herz, ein Fleisch.
Doch was sie nicht verstehen, - ist, dass in dieser Gleichheit Unterschiede entstehen.

Während wir hier stehen und von Gleichheit reden,
müssen Menschen im Krieg ihre Familie ins Grabe legen.
Während wir bei Langeweile unser Handy benutzen,
müssen Kinder in anderen Ländern Toiletten von alten Leuten putzen. Aber wir sind doch alle gleich.

Jean Pierre kommt in Frankreich mit Cappy zur Arbeit
Doch eine muslimische Frau mit Kopftuch, oh da gibt’s Streit. Aber wir sind doch alle gleich.

Beleidigungen, Ausgrenzung und Diskriminierung.
Unser Alltag geprägt von rassistischer, unnötiger Kontaminierung. Sie ist so anders!
Nein! Sie entspricht einfach nur nicht den Standards!

Sie sagen, wir sind doch alle gleich,
doch du fährst im Auto, und ich geh’ zu Fuß.
Du fliegst in den Urlaub, ich bleib’ hier und such’
nach dem Sinn, nach der Wahrheit, nach der Gleichheit in diesem Fluch.

Der eine lässt sich alles von Papa bezahlen und fährt mit seinen Freunden nach Sylt. Ein anderer muss arbeiten für sein Geld und läuft rum wie wild.
Deutsch, englisch, persisch, arabisch
Klingt so anders, doch die gleichen Wörter haben die gleiche Bedeutung.

Anders, gleich, gleich, anders WIESO? Wofür das Ganze?

Schon immer war es so.
Früher Toiletten für schwarz und weiß
Heute wird nur auf den Nachnamen geachtet, wie denn der Bewerber heißt. Müller, Ali, Chabrowski ist doch egal!
Als Mensch hat man halt nicht immer die Wahl.

Ein Vorurteil, das definiert.
Ein Schubladendenken, das isoliert.
Gleiche Chancen hin oder her
Fakt ist, der eine hat weniger, der andere mehr.

Mehr Geld
Mehr Möglichkeiten
Mehr Erfolg
Mehr Respekt
Aber wir sind doch alle gleich oder ist das doch nicht so korrekt?

Herkunft, Religion, Aussehen oder Hautfarbe.
Ändert doch nichts daran.
Wir sehen so verdammt unterschiedlich aus, egal!
Du bist Mensch, ich bin Mensch, er ist Mensch und sie ist Mensch. Mensch Mensch Mensch!

Wir sind doch alle gleich.
Nicht im Haben, nicht im Reich.
Eins ist klar, in einem sind wir gleich. Ob alt, ob jung, ob groß, ob klein, Wir sind gleich im Menschen sein.